Ich begleite seit ein paar Monaten einen jungen Mann. Er kam mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland. Seine Mutter ist Kinderärztin, sein Vater Geschäftsführer eines Betriebs in Kuwait. Sein jüngerer Bruder hatte einen Studienplatz für Medizin schon bevor er das Abi hatte. Er selbst wurde in eine Lernförderschule gesteckt, als er nach Deutschland kam. Begründung: sein Deutsch zeigt Defizite auf. Er sprach zu dem Zeitpunkt bereits fließend Arabisch und Englisch. Nun ja.
Er hat Kassierer im Lebensmittel-Einzelhandel gelernt und wollte den Einzelhandelskaufmann in einem Baumarkt machen. Hochmotiviert begann er seine Ausbildung. Als erstes durfte er alleine zwei Wochen im Baumarkt als einziger Mitarbeiter tätig sein. Das hat ihn total überfordert. Zwei Wochen später sollte er Ware in ein Hochregal einräumen, ohne vorher eine Sicherheitsanweisung erhalten zu haben.
Das Ergebnis: Er hatte einen Arbeitsunfall mit Kopf-, Arm- und Handverletzungen. Das hat ihn traumatisiert und folglich hat er gekündigt. So schnell können psychische Probleme entstehen.
Was können wir daraus beobachten:
1. Ein junger, motivierter Mensch wird innerhalb von 2 Wochen in eine Überforderung getrieben.
2. Durch die mangelnde Begleitung entstehen vermeidbare Unfälle, die dann wiederum zu Traumata führen.
Innerhalb von 4 Wochen ist dem Unternehmen ein motivierter Mitarbeiter abhanden gekommen. Ich bin überzeugt, dass seine Seele das Trauma gut verarbeiten wird.
Mein Klient hatte dank meiner Unterstützung eine Woche später einen neuen Ausbildungsplatz gefunden.
Liebe Grüße,
Euer Ralf