Zusätzlich zu ihrer Tätigkeit in der Schulsozialarbeit arbeitet eine Bekannte von mir für einen freien Jugendhilfeträger. Dort sah die den Bedarf, das MHFA-Ersthelfer Programm zu integrieren.

Auf einer prominenten Urkunde in der Hauptverwaltung, wie auch in allen weiteren Betriebsstätten, prangt ein Zertifikat, auf das alle sehr stolz sind: Systemischer Betrieb. Leider gehört die flächendeckende Ausbildung zum MHFA-Ersthelfer bisher noch nicht zu dieser Zertifizierung.

Viele Menschen gehen davon aus, da der Betrieb viele pädagogische Fachkräfte, Sozialarbeiter und Psychologen beschäftigt, dass das Thema „Psychische Gesundheit“ schon zur DNA gehören sollte – das tut es jedoch in ihren Augen nicht.

Erschwerend kommt ihrer Meinung nach hinzu, dass sie alle eine starke Vorbildfunktion und Verantwortung für ihre stationären und ambulanten Jugendlichen haben. Wie geht es aber den Mitarbeitenden, schaffen die das alle?

Seit Jahren engagiert sich meine Bekannte im Betriebsrat und hat kürzlich dort das MHFA-Ersthelfer-Programm vorgestellt. Die Skepsis gegenüber diesem Thema war groß: Wenn sich jemand ausgiebig mit psychischen Problemen befasst, dann doch wohl ihr Unternehmen! Ein Umdenken brachte aber recht schnell die Frage: „Kannst Du Dir vorstellen, Deine Kollegin auf ein Alkoholproblem anzusprechen? Wie machst du das?“

Sie arbeitet also weiter an einer Etablierung, denn ihr hat das MHFA-Konzept wirklich gut gefallen. Mit der leichten Struktur des MHFA kann man im gesamten Team – also auch bei den Hauswirtschaftskräften, Hausmeistern und in der Verwaltung – die sensible Haltung erreichen, die wünschenswert ist.

Ihre Anmeldung bei MHFA resultierte aus dem Problem heraus, dass sie mit ihrer Arbeit dort sehr überlastet ist. Am Gymnasium und an der Realschule ist sie mit ihrer Stelle für derzeit fast 1000 Jugendliche zuständig. Aus kommunalen Schwierigkeiten heraus ist eine Verbesserung der Lage nicht in Sicht. Schwierig genug ist es, täglich die normalen Aufgaben zu bewältigen. Dazu gibt es fast wöchentlich eine Zunahme an sogenannten „Übergangskindern“, die diagnostiziert auf einen Therapieplatz warten. Es gibt keine Pausen, immer rutscht ein weiteres Kind nach.

Wie kann sie sicher sein – sie ist keine Therapeutin oder Psychologin – dass sie in den von den Kindern, Eltern und der Schulleitung gewünschten wöchentlichen Anbindungen nichts „triggert“ und eher verschlechtert als verbessert? Auch wenn die Ausbildung nicht spezifisch war (sie freut sich auf die spezielle Variante für Jugendliche), hat sie viel Sicherheit für sich durch die MHFA-Ausbildung gewonnen. Zum Teil allein dadurch, dass ihre Vorgehensweise bestätigt worden ist.

Egal um welches Thema es sich handelt: Menschen brauchen ein offenes Ohr, eine zugeneigte Haltung, positive Impulse und das Angebot zur Entwicklung von Selbstwirksamkeit.

Und genau darum geht es im MHFA-Ersthelfer Kurs.

Liebe Grüße,

Euer Ralf